Lagois-Wettbewerb 2008: Bildung

Peter Dammann Jugendorchester Venezuela
Bildrechte Peter Dammann

Der zum ersten Mal ausgeschriebene Martin-Lagois-Fotopreis wurde am 18. November 2008 von Landesbischof Johannes Friedrich in der Nürnberger St. Egidien-Kirche vergeben. Mit dem neuen Fotopreis, der mit insgesamt 5.000 Euro dotiert ist und vom Medienhaus Evangelischer Presseverband für Bayern (EPV) getragen wird, sollen herausragende Pressefotos ausgezeichnet werden.

Der Jury wurden so viele gute Arbeiten zum Thema "Bildung" vorgelegt, dass nicht nur drei, sondern vier Lagois-Preise ausgelobt wurden. Die Fotografien der ersten drei Preisträger ergeben eine Art Triptychon - sie stehen für das Recht auf Bildung, auf Chancengleichheit und Schulrecht, ganz so, wie es die allgemeine Erklärung der Menschenrechte vorsieht.

Der erste Preis in Höhe von 2.000 Euro ging an den Hamburger Fotografen Peter Dammann für ein Bild vom Simon-Bolivar-Jugendorchester in Venezuela.

Die Begründung der Jury:

Peter Dammann begegnet Menschen in seinen Fotoreportagen stets auf Augenhöhe: Er zeigt sie in ihrer Umgebung, ohne die Situation zu beschönigen, er zeigt Armut, Tod und Elend, ohne je den Respekt vor den Menschen und ihrer Würde zu verlieren. Das Foto, das den ersten Preis des Lagois-Fotowettbewerbs erhält, stellt Kinder des Simon-Bolivar-Jugendorchesters aus Venezuela dar. Das Orchester steht für ein ungewöhnliches Bildungsmodell, denn es wird von der staatlichen Musikstiftung gefördert. Dammann hat in seinem Bild einen einzigartigen Moment eingefangen: Den Jungen und Mädchen des Orchesters ist die Freude und Begeisterung für die Musik vom Gesicht abzulesen. Bei Proben und Konzerten erfahren die Kinder, was Gemeinschaft und Solidarität bedeuten. Sie lernen, dass Geist und Intellekt auch mit Musik geschult werden. Das Foto von Peter Dammann, das übrigens im evangelischen Magazin "Chrismon" veröffentlicht wurde, zeigt beispielhaft: Bildung und Freude schließen sich nicht aus, gehören vielmehr zusammen. Dieser positive Blick auf die Welt verdient eine größere Öffentlichkeit - das ist auch ein Grund, warum die Jury Peter Dammann den ersten Preis verleiht.

 

Harald Rumpf
Bildrechte Harald Rumpf

Den zweiten Preis erhielt Harald Rumpf aus München, bei dessen Fotoarbeiten nach dem Urteil der Fachjury das Individuum im Vordergrund steht.

Die Begründung der Jury:

Diese Begabung, die Fähigkeiten und Besonderheiten des Einzelnen herauszuarbeiten, schätzt die Jury. Das Mädchen auf dem prämierten Foto greift gerade nach einem Buch, welches am Rand ihres Schreibtisches liegt; im Hintergrund ist mit dem Computer moderne Technik erkennbar. Der Blick des Mädchens ist konzentriert, nur die Haltung der ausgestreckten Hand verrät, dass es behindert ist. Harald Rumpf stellt sich dem Thema Behinderung ohne Anbiederung und ohne falsches Mitleid. Behinderte Menschen, so macht er deutlich, haben Recht auf Bildung wie jeder andere Mensch auch. Für die behutsame und sensible Art, sich einem schwierigen Thema zu nähern, bekommt Harald Rumpf den zweiten Preis des Lagois-Fotowettbewerbs verliehen.

 

Torsten Seithe
Bildrechte Torsten Seithe

Mit dem dritten Preis wurde Torsten Seithe aus Oberbettingen in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Die Begründung der Jury:

Bildung braucht Bewegung: Dafür steht das Bild von Torsten Seithe aus Oberbettingen, das den dritten Preis des Lagois-Fotowettbewerbs erhalten hat. Das Foto zeigt Jugendliche bei einem Kletterparcours in einer Turnhalle. Sie Sind guter Dinge und hoch konzentriert, klettern miteinander mutig auf den Geräten herum. Der Fotograf Torsten Seithe nimmt mit seinem Fotoapparat eine ungewöhnliche Perspektive ein, wodurch sein Bild Spannung bekommt. In einer Gesellschaft, in der immer mehr Jugendliche zu umfassender Unbeweglichkeit und Fettleibigkeit neigen, während weltweit Altersgenossen hungern und um den täglichen Lebenserhalt kämpfen, ist dieses Foto auch ein Aufruf an globale Bildungspolitik: Zu einem gesunden, mobilen Geist gehört ein gesunder Körper.

 

Volker Derlath
Bildrechte Volker Derlath

Einen Sonderpreis vergab die Jury an den Münchner Fotografen Volker Derlath, der in seinen Fotoreportagen einen "ganz eigenen Blick auf Menschen und ihre Umgebung entwickelt".

Die Begründung der Jury:

Volker Derlath hat in seinen Fotoreportagen einen ganz eigenen Blick auf Menschen und ihre Umgebung entwickelt. Durch das Auge seiner Kamera werden Alltagssituationen zu fremden Welten und bizarren Geschichten. Die Jury verleiht Volker Derlath einen Sonderpreis für seine Bildserie zum Thema "Bildung". Gezielt hat er sich dafür in eine Schulklasse begeben und nach Bildmotiven, Einstellungen und Perspektiven gesucht, die dem Gewöhnlichen widersprechen.

 

Diese Preise waren mit jeweils 1.000 Euro dotiert.

Die Preisverleihung in St. Egidien (Egidienplatz 37) am 18. November begann mit einem Vortrag von Professorin Johanna Haberer der Abteilung Christliche Publizistik an der Universität Erlangen über "Menschenbilder - Menschenbildung". Anschließend überreichte Landesbischof Friedrich den Martin-Lagois-Fotopreis an die Gewinner. Der Evangelische Presseverband für Bayern e.V. eröffnete zudem eine Ausstellung mit einer Auswahl aller Einsendungen sowie einer Dokumentation über den Fotografen Martin Lagois.